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Darmhirn

Ihr zweites fast unbekanntes Gehirn

Haben wir mehr als ein Gehirn? Eigentlich nicht. Und doch hat unser Körper mehrere Nervensysteme und eines davon wird tatsächlich als „zweites Gehirn“ bezeichnet. Doch befindet sich dieses „Gehirn“ nicht im Kopf, sondern im Bauch. Was ist das und wie beeinflusst es unser Leben?


Das enterische Nervensystem (ENS) als Teil des Vegetativen Nervensystems ist zwar einfacher aufgebaut als das Gehirn, aber trotzdem hochkomplex. Das ENS besteht aus bis zu 600 Millionen Nervenzellen, die in unseren Verdauungstrakt eingebettet sind. Müsste unser Gehirn die Funktionen des ENS übernehmen, wären die erforderlichen Verbindungsnerven zu dick. Es ist daher sehr gut, dass sich unser Darm um sich selber kümmern kann. Die Verbindung von Darm und Gehirn nennt man die Darm-Hirn-Achse. Diese Achse hat eine „Schnellstrasse“ – den Vagusnerv, der die beiden Organe neuronal vernetzt und ihnen hilft, durch verschiedene Botenstoffe miteinander zu kommunizieren. In diese Kommunikation ist auch die Darmflora mit eingebunden. Was der Darm unserem Kopf erzählt, bekommen wir überwiegend gar nicht mit, doch reguliert das ENS ohne unsere bewusste Teilnahme die Hormone, die dem Gehirn mitteilen, wann und wie viel wir essen sollten. Ausserdem signalisiert es unserem Gehirn, wann wir satt sind, und löst Übelkeit aus, wenn wir zu viel gegessen haben. Es ist auch bekannt, dass Freude, Unsicherheit, grummelige Stimmungen und Wohlbefinden nicht nur isoliert aus dem Gehirn in unserem Schädel kommen. In ihrem Buch „Darm mit Charme” schreibt Giulia Enders: „Unser Bauchgefühl hat einen grossen Anteil daran, wie es uns geht. Wir „haben Schiss” oder „die Hosen voll”, wenn wir ängstlich sind. „Wie kommen nicht zu Potte”, wenn wir etwas nicht hinkriegen. Wir „schlucken Enttäuschung herunter”, müssen Niederlagen erst einmal „verdauen” und eine gemeine Bemerkung „stösst uns sauer auf”. Sind wir verliebt, haben wir „Schmetterlinge im Bauch”. Unser „Ich” besteht aus Kopf und Bauch”. Durch den Vagusnerv, der durch das Zwerchfell, zwischen Lunge und Herz an der Speiseröhre hoch, durch den Hals bis in das Hirn läuft, gelangen Meldungen aus dem Bauch bis in den Kopf. So kann unser Darm zum Beispiel das „Brechzentrum” über einen merkwürdig hohen Alkoholgehalt informieren oder dem „Schmerzzentrum” von starken Blähungen berichten.


Wohl jeder von uns hat das einmal gespürt: Stress verursacht Darmprobleme, Darmprobleme verursachen wieder Stress. Doch nicht jeder weiss: ob wir Stress gut wegstecken oder leicht davon überwältigt werden, entscheidet zu einem gewissen Mass der Zustand unserer Darmflora. Sie ist ein nicht zu unterschätzender Akteur im Zusammenspiel zwischen Darm und Gehirn. Bei Stress überleben nämlich andere Bakterien als zu entspannten Zeiten. Es gibt Bakterien, die unseren Appetit bei Stress steigern und auch andere, die eine vorzeitige Sättigung herbeiführen. Die Glückshormone Serotonin und Dopamin werden zu über 90% in unserem Bauch gebildet, wo sie unsere Darmtätigkeit steuern. Diese Wohlfühlhormone können durch den Vagusnerv unser Gefühlszentrum im Gehirn (das limbische System) beeinflussen und so unsere Stimmung beeinflussen.


Kein Wunder, dass selbst unser Umgang mit Stress zu einem gewissen Grad „in den Darm gelegt“ zu sein scheint. Ein gestresster Darm schlägt auf die Psyche. Das enterische Nervensystem hat auch eine Schutzfunktion. Die Nahrung, die wir zu uns nehmen kann potenziell gefährliche Bakterien enthalten. Zwischen 70 und 80 Prozent der Lymphozyten — ein wichtiger Teil der Immunabwehr — befinden sich im Bauchraum. Gelangen zu viele schädliche Organismen in den Körper, löst das ENS starke Kontraktionen aus und leitet durch Erbrechen oder Durchfall die Giftstoffe aus dem Körper.

Wie sorgen Sie für die Darmgesundheit?
110 Stimmen
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Wie können Sie Ihren Vagusnerv bzw Ihr Bauchgefühl positiv beeinflussen? Hier finden Sie die wirksamsten Tipps.



  • Achten Sie auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung, um ein wohlfühlendes Klima für gesunde Bakterien im Darm zu schaffen.

  • Bei Stress tragen Atemübungen oder tiefes Durchatmen zur Entspannung bei. Sie stimulieren den Vagusnerv, senken den Blutdruck und die Herzfrequenz, regen die Verdauung an, verringern die Muskelspannung und regen das Immunsystem an.

  • Zu den wirksamen Atemübungen zählt auch sogenannte Vier-Quadrat-Atmung: Einatmen (4 Sekunden), Luft anhalten (4 Sekunden), Ausatmen (4 Sekunden) und Luft anhalten (4 Sekunden). Das hilft, Stresssituationen zu meistern.

  • Sie können eine Selbstmassage machen. Legen Sie seitlich beide Handflächen aussen an den Hals und streichen Sie mit sanften Bewegungen zwischen Ohr und Schulterübergang kreisend über die Haut. Da der Vagusnerv seitlich am Hals entlang verläuft, wird er dadurch angeregt, was zur Beruhigung und Entspannung führt.

  • Eine gute Übung, die den Vagusnerv positiv beeinflusst, ist Kopfdrehen. Drehen Sie den Kopf einmal langsam nach links und fixieren Sie mit den Augen etwas in nächster Nähe. Dann drehen Sie den Kopf langsam nach rechts und stellen Sie ebenfalls kurz einen Gegenstand mit den Augen scharf. Wiederholen Sie das Ganze einige Male. So stimulieren Sie den Teil des Vagusnervs, der durch den Hals verläuft, und die Muskulatur der Augen, die auch mit dem Vagusnerv in Verbindung stehen.

  • Eine lustige Übung für diejenigen, welche mit den Ohren wackeln können: heben Sie die Augenbrauen und bewegen Sie dabei die Ohren. So aktiviert der Schläfenmuskel den siebten Hirnnerv, der auf den Vagusnerv einwirkt.

  • Durch Gurgeln lässt sich der Vagusnerv aktivieren. Nehmen Sie einfach ein Glas Wasser und gurgeln Sie. Die Rachen- und Kehlkopfmuskulatur ist mit dem Vagusnerv eng verbunden.

  • Aktivieren Sie die Teile des Vagusnervs, die auf beiden Seiten des Halses entlang von Kehlkopf und Luftröhre verlaufen, durch die Vibration der Stimme. Singen Sie Ihre Lieblingslieder. Am besten eignen sich Lieder, die vor allem Vokale wie A, O und U enthalten. Haben Sie keinen Spass daran? Dann singen Sie einfach „Ooommmm” ähnlich wie meditierende Mönche.

  • Dämpfen Sie den anregenden Teil des Nervensystems und aktivieren Sie den Vagusnerv mit Kältereizen. Lassen Sie das kalte Wasser erst langsam über Arme und Beine laufen und dann den Hals entlang über den ganzen Körper.

  • Regen Sie Ihre Vagusnerv durch die Akkomodationsübungen an. Strecken Sie jeweils einen Finger der rechten und einen Finger der linken Hand unterschiedlich weit von sich weg und versuchen Sie, diese mit den Augen abwechselnd scharf zu stellen. Die Augenmuskeln sind mit dem Vagusnerv verbunden und solches Augenmuskeltraining führt zu angenehmer Entspannung.


Unser zweites Gehirn kann für uns weder denken noch entscheiden, es beeinflusst jedoch stark unsere Lebensqualität. Mit diesen einfachen Tricks können Sie es stimulieren und Ihr Wohlbefinden fördern!


Fakten zum Thema

  1. Der Vagusnerv ist der längste unserer zwölf Hirnnerven.
  2. Es gibt Reisekaugummis und Mittel gegen Übelkeit. Sie betäuben die Nerven im Darm, sodass ängstliche Gefühle gleichzeitig mit der Übelkeit verschwinden.
  3. Alkohol erreicht nicht zuerst die Nerven im Kopf, sondern die im Darm.
  4. Ein Forscherteam aus China konnte im Labor zeigen, dass Lactobacillus reuteri imstande ist, Schmerzsensoren im Darm zu hemmen.
  5. Beide “Gehirne” sind ab ihrer embryonalen Entwicklung aus dem gleichen Stoff gemacht.




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