Hämorrhoiden

Jeder Zweite hat es – und mag nicht darüber sprechen

Über dieses prekäre Thema spricht kaum jemand gern: vergrösserte Hämorrhoiden. Man hat Angst vor einer Untersuchung und traut sich lange nicht, einen Arzt zu konsultieren. Umsonst, da hinter diesen peinlichen Beschwerden meist harmlose Erkrankungen stehen. Warum ist es wichtig, rechtzeitig mit der Behandlung zu beginnen – und was kann man selbst tun?
Über dieses prekäre Thema spricht kaum jemand gern: vergrösserte Hämorrhoiden. Man hat Angst vor einer Untersuchung und traut sich lange nicht, einen Arzt zu konsultieren. Umsonst, da hinter diesen peinlichen Beschwerden meist harmlose Erkrankungen stehen. Warum ist es wichtig, rechtzeitig mit der Behandlung zu beginnen – und was kann man selbst tun?

Jeder Mensch hat Hämorrhoiden. Das Wort „Hämorrhoiden” (Hämorriden, Hämorrodien) stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Blutfluss”. Das sind kleine, durchblutete Gefässpolster am Ausgang des Enddarms, die eine ganz wichtige Aufgabe haben. In enger Zusammenarbeit mit dem Schiessmuskel sorgen Hämorrhoiden dafür, den Darm nach aussen richtig zu verschliessen. Dr. med. Marcus Plonsker erklärt: „Während der Schliessmuskel lediglich den Stuhlgang zurückhält, sind die Hämorrhoiden für das Zurückhalten von Flüssigkeiten und Gasen verantwortlich“. Diese Gefässpolster füllen sich mit Blut und dichten den Ausgang ähnlich wie ein Schwamm ab. Dadurch entweicht bei Blähungen nur Luft und nichts mehr.

Bei manchen Menschen sind diese wichtigen Gefässpolster angeschwollen. In diesem Fall verursachen sie unangenehme Beschwerden, die medizinisch als Hämorrhoidalleiden bezeichnet werden. Zu einem gestörten Feinabschluss kommt es, wenn das stützende Gewebe im After schwächer wird. Das kann familiär veranlagt sein oder infolge eines erhöhten Drucks auf den Analkanal auftreten. Der Druck auf das stützende Gewebe der Hämorrhoiden steigt erheblich bei Übergewicht, Schwangerschaft und Geburt, beim Heben schwerer Gegenstände und bei chronischer Verstopfung sowie bei häufigen Durchfällen.

[quote]Blutungen, Nachschmieren des Stuhlgangs, Juckreiz, Brennen, Nässen und Fremdkörpergefühl im Afterbereich sind die häufigsten Beschwerden bei vergrösserten Hämorrhoiden[/quote]

Oft macht sich ein Hämorrhoidalleiden durch schmerzlose, hellrote bis rote Blutungen während des Stuhlgangs oder kurz danach bemerkbar, besonders wenn man stark pressen muss. Die Gefässwände der Hämorrhoiden sind dünn und können durch einen festen Stuhl beschädigt werden. Manche Menschen empfinden ein leichtes Druckgefühl im After, und mit der Zeit können die im Sitzen gedrückten, vergrösserten Hämorrhoiden sehr schmerzhaft werden. Zu den weiteren typischen Beschwerden gehören lästiges Nachschmieren des Stuhlgangs, Juckreiz, Brennen, Nässen, Fremdkörpergefühl im Afterbereich oder das Gefühl des unvollständigen Darmentleerung nach Toilettengang. Treten angeschwollene Hämorrhoiden aus dem After heraus, spricht man von einem Hämorrhoiden-Vorfall.

Man unterscheidet vier Schweregrade dieser Erkrankung. Beim ersten Grad sind die Hämorrhoiden nur leicht vergrössert und von aussen nicht sichtbar. Beim zweiten Grad treten die Gefässpolster zwar beim Stuhlgang oder bei einigen körperlichen Aktivitäten aus dem After heraus, jedoch ziehen sie sich von selbst wieder zurück. Beim dritten Grad sind Hämorrhoiden noch grösser und man muss diese schon mit der Hand zurückschieben. Für den vierten Grad sind dauerhaft aus dem After ausgetretene Gefässposter charakteristisch, welche nicht mehr zurückgeschoben werden können. Dabei kann auch ein kleines Stück der Analschleimhaut aus dem Po heraustreten.
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Was kann man tun, um Beschwerden durch angeschwollene Hämorrhoiden zu lindern? Hier finden Sie wirksame Tipps.

  • Laut Empfehlungen von Proktologen sollte der Toilettengang nicht aufgeschoben werden und nicht länger als zwei bis drei Minuten dauern. Sie können einen kleinen Hocker für die Füsse vor die Toilette stellen, da eine solche Haltung den Stuhlgang unterstützt. Beugen Sie Verstopfungen vor, um starkes Pressen zu vermeiden.
  • Achten Sie auf eine ballaststoffreiche Ernährung mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst. Diese Produkte machen den Stuhl weicher. Bei Bedarf greifen Sie zu eingeweichten Trockenpflaumen oder Sauerkraut – diese Lebensmittel wirken abführend. Zu den stopfenden Lebensmitteln, welche vermieden werden sollten, gehören lang gezogener Schwarztee, Kakao, Blaubeeren, bittere Schokolade, geriebene Äpfel und pürierte Bananen. Verzichten Sie auf Kaffee und scharfe Speisen, da diese die Schleimhaut reizen können.
  • Nehmen Sie einen Esslöffel Weizenkleie, Leinsamen oder Flohsamen am Tag mit mindestens einem Glas Wasser ein. Diese Produkte enthalten viele Quellstoffe und quellen dadurch im Darm gut auf, um den Stuhlgang zu fördern und zu erleichtern.
  • Es ist sehr wichtig, reichlich Flüssigkeit zu trinken. Trinkt man weniger als eineinhalb bis zwei Liter Wasser täglich, kommt es zu Verstopfungen.
  • Reinigen Sie den After sorgfältig mit Wasser oder einer pH-neutralen Waschlotion nach jedem Stuhlgang. Sie können dabei einen weichen Lappen benutzen. Falls Sie Toilettenpapier verwenden, feuchten Sie es zuerst mit etwas Wasser an. Reiben Sie nicht zu fest und tupfen Sie den After anschliessend vorsichtig mit trockenem Papier. Vermeiden Sie je nachdem Feuchttücher aus dem Handel – sie enthalten oft reizende Stoffe, welche Allergien auslösen können.
  • Bewegen Sie sich viel, um Ihren Darm in Schwung zu bringen und den Stuhlgang zu erleichtern. Entlasten Sie das Gewebe durch das Beckenbodentraining – das hilft, dem starken Druck auf die Venen vorzubeugen.
  • Sitzbäder können eine schnelle Linderung verschaffen sowie Juckreiz und Schmerzen erträglicher machen. Verwenden Sie dafür entzündungshemmende Gerbstoffe wie Kamille, Arnika, Hamamelis und Eichenrinde. Nach dem Sitzbad können Sie die betroffene Stelle mit Kokosöl eincremen.
  • Gönnen Sie sich Unterwäsche aus reiner Baumwolle: diese saugt Schweiss gut auf und ist hautfreundlich. Verzichten Sie auf Waschmittel mit hautreizenden Inhaltsstoffen.
  • Sie können zu Salben mit Zink, Panthenol, Hamamelis und Aloe Vera greifen oder auch zu örtlich betäubenden Salben mit Lidocain. Es gibt auch kortisonhaltige Salben, welche entzündungshemmend wirken, jedoch können diese nur für einen begrenzten Zeitraum angewendet werden. Manchen Menschen helfen auch Zäpfchen und Analtampons mit entzündungshemmenden Wirkstoffen.
  • Für Betroffene, die beim Sitzen Schmerzen haben, gibt es spezielle Hämorrhoiden-Kissen, welche die empfindliche Region beim Sitzen entlasten.
  • Bestehen die Beschwerden über einen längeren Zeitraum oder bluten Hämorrhoiden, suchen Sie unbedingt einen Arzt auf.
Hämorrhoidalleiden können die Lebensqualität zwar einschränken, doch lohnt sich jedenfalls ein früher Therapiebeginn und diese einfachen Massnahmen lindern die Beschwerden erheblich!

Wie beugen sie vergrösserten Hämorrhoiden vor?

gesunde Ernährung
ausreichend Wasser
viel Bewegung
Beckenbodentraining
mehrere
gar nicht
80 stimmen
Die Umfrage ist vollkommen anonym. Es werden keine persönlichen Daten gespeichert. Es ist nur eine Abstimmung pro Person möglich und erlaubt.

Fakten zum Thema

  • Mehr als die Hälfte der Erwachsenen leidet im Laufe des Lebens mindestens einmal an Hämorrhoiden-Beschwerden, wobei Männer und Frauen gleichermassen oft davon betroffen sind.
  • Sind Hämorrhoiden bereits vergrössert, können sie nicht von selbst wieder kleiner werden.
  • Obwohl manche Menschen Angst vor den Untersuchungen bei Hämorrhoiden haben, sind diese in der Regel schmerzfrei und werden eher nur als peinlich empfunden.
  • Hämorrhoiden können Erektionsprobleme bei Männern auslösen, da diese Gefässpolster nahe der für die Erektion wichtigen Nervenbahnen sitzen.